Der Oktober verlief ungewöhnlich warm und ersten Wetterprognosen zufolge wird wohl auch der kommende Winter relativ mild ausfallen. Ein Hoffnungsschimmer für all jene, die aufgrund der Preisexplosion bei Gas- und Öl Sorgen um die Kosten für Heizung und Warmwasser haben. „
Ich kann nur an Immobilieneigentümer appellieren, nicht die Temperaturen des Warmwassers abzusenken oder gar die Anlagen zeitweilig herunterzufahren. Denn das wäre in Hinblick auf die Trinkwasserhygiene eine schlechte Idee“, mahnt Stefan Kerkow des Gebäudedienstleisters Niederberger Berlin. Der Techniker, zu dessen Aufgaben auch Trinkwasseranalysen bei Berliner Gewerbetreibenden und Hausverwaltungen gehören, bringt es auf den Punkt: „Die Reduzierung der Warmwasser-Temperaturen in der Trinkwasseranlage kann gesundheitliche Konsequenzen sowie enorme Folgekosten nach sich ziehen.“
Das Problem sind Mikroorganismen, speziell Legionellen, im Trinkwasser, die dort selbst bei sachgerechter Aufbereitung in sehr geringer und nicht gesundheitsgefährdender Konzentration vorkommen. Wird die Wassertemperatur in der Hausinstallation unter 50°C abgesenkt, vermehren sich jedoch Legionellen so stark, dass ihre Konzentration rasch einen hygienisch kritischen Punkt erreicht und folglich kein hygienisch einwandfreies Trinkwasser mehr bereitgestellt wird. Eine Infektion mit Legionellen erfolgt über das Einatmen legionellenhaltiger Aerosole, beispielsweise beim Duschen, und kann die Legionärskrankheit, eine Form der Lungenentzündung, verursachen.
Stefan Kerkow erklärt: „Legionellen sterben zwar bereits ab 55 °C ab, jedoch erst ab 60°C auch ausreichend schnell. Deshalb sollte eine Austrittstemperatur von 60°C nicht unterschritten werden,
denn je nach technischen Gegebenheiten muss ein geringer Temperaturverlust des Wasser im Zirkulationssystem bis hin zur Entnahmestelle von ein paar Grad, jedoch nicht mehr als 5°C, einkalkuliert werden.“ Auch von der zeitweiligen Außerbetriebnahme der Warmwasseranlage ist abzuraten: Ist der Betrieb der Trinkwassererwärmung zeitlich eingeschränkt und steht dadurch das Wasser in den Leitungen über mehrere Tage, finden darin Mikroorganismen einen idealen Nährboden. „Daher sollte dringend auf einen regelmäßigen, idealerweise täglichen, Wasseraustausch des Kalt- und Warmwassers an allen Entnahmestellen geachtet und Stagnationszeiten von mehr als 72 Stunden vermieden werden“, so Stefan Kerkow.
Eine Kontamination der häuslichen Trinkwasserinstallation mit krankmachenden Mikroorganismen auf Grund falsch umgesetzter Energiesparmaßnahmen muss mit erheblichem technischen oder organisatorischen Aufwand bekämpft werden. „Um eine Trinkwasseranlage wieder in ihren bestimmungsgemäßen und hygienischen Betrieb zu setzen, ist eine Reihe an Maßnahmen erforderlich, die den Betreiber am Ende teuer zu stehen kommen und den vermeintlichen Einspareffekt rasch übersteigen. Diese Maßnahmen sind eine Gefährdungsanalyse, die Reinigung und Desinfektion der Anlage sowie, je nach Grad der Verunreinigung, die Sanierung der Trinkwasseranlage“, informiert Kerkows Kollege, Michael Dräger, Fachwirt für Reinigungs- und Hygienemanagement.
Wer seine Trinkwasseranlage – oder Teile davon – dennoch über mehrere Wochen oder gar Monate außer Betrieb nehmen möchte, sollte dies einem Fachbetrieb überlassen. Die Fachleute informieren nicht nur über die Auswirkungen, sondern setzen auch die erforderlichen Maßnahmen für die spätere bedenkenlose Inbetriebnahme um. So muss unter anderem auch bei abgeschalteter Trinkwassererwärmung die Zirkulationspumpe weiterhin für eine Umwälzung des Wassers sorgen und auch das kalte Wasser der Warmwasserleitungen regelmäßig durch Entnahme oder Spülung ausgetauscht werden.
Weitere Informationen unter: www.niederberger.de
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