Interview – So sind Hauseigentümer bei der Energiewende auf der sicheren Seite: Facility Management-Profi Marc-André Eickholz gibt Tipps
Die Energiewende ist in aller Munde. Dabei wird der mit der Wende
verbundene Energie-Preisanstieg auch für Gebäudeeigentümer und
Hausverwaltungen zunehmend zum Problem. Wir haben mit Marc-André
Eickholz, Leiter der Abteilung Facility Management bei der NIEDERBERGER
Gruppe, darüber gesprochen, wie diese gegensteuern und Einsparpotentiale
nutzen können und welche Herausforderungen dabei zu meistern sind.
Frage: Wo können Gebäudeeigentümer aus Sicht des Facility Managers ansetzen, um Kosten zu sparen?
Marc-André Eickholz: Zunächst muss die Entscheidung fallen,
diesbezüglich überhaupt tätig zu werden. Dann gilt es erst einmal den
konkreten Ist-Zustand zu ermitteln. Dieser stellt die Basis für alle
folgenden Untersuchungen und Analysen dar. Nur wenn der Eigentümer
beispielsweise weiß, welche Art der Wärmeerzeugung in seinem Gebäude
verbaut ist, welche Leistungsdaten sowie Parameter diese aufweist und
auch in welchem Zustand sie sich befindet, kann bewertet werden, ob ein
Austausch von Einzelteilen, der gesamten Anlage oder gar eine
vollständige Systemumstellung rentabel ist. Möglicherweise besteht gar
kein sinnvolles Optimierungspotential oder es reicht schon aus, diverse
Parameter wie die Heizkurve oder ähnliches zu ändern. Die Heizung ist
hier natürlich nur als ein Beispiel zu verstehen. Je nach Grad der
technischen Ausstattung kommen auch raumluft- und kältetechnische
Anlagen, aufwendige Beleuchtungen oder auch Druckerhöhungspumpen in
Betracht. Die Palette an Optimierungsmöglichkeiten ist fast ebenso
unbegrenzt wie das Optimierungspotential an sich. Wichtig ist, immer
darauf Acht zugeben, dass sich eine Optimierung auch in einem
definierten Zeitraum amortisieren muss. Daher ist für zuverlässige
Ergebnisse eine Individualbetrachtung, unter Einbeziehung möglichst
aller bekannten Einflussfaktoren, maßgeblich.
Frage: Als Gebäudedienstleister bieten Sie eine spezielle
Energie-Beratung an. Wie sieht diese konkret aus und welche Erkenntnisse
kann eine solche Beratung liefern?
Marc-André Eickholz: Die Energie-Beratung setzt genau an dem zuvor
Geschilderten an. Der Ist-Zustand wird ermittelt und bewertet. Die
unterschiedlichen Einflussfaktoren darunter das Nutzerverhalten und die
Lage des Gebäudes werden herangezogen, um sich im Rahmen einer
Individualbeobachtung der Variantenplanung für einzelne Gewerke zu
widmen. Dabei wird zum Beispiel die Amortisation von unterschiedlichen
Heiztechniken – Bestandsheizung, Brennwertkessel und Wärmepumpe –
verglichen. Gaspreis, Strompreis, Nutzungszeit und Klimadaten werden
hierbei einberechnet. Ebenso werden weitere mögliche
Optimierungsmaßnahmen in die Analyse einbezogen. Die Wärmedämmung der
Fassade, aus der sich schließlich ein komplett anderer Wärmebedarf eines
Gebäudes ergeben kann, wäre in diesem Zusammenhang zu nennen. Oftmals
nicht berücksichtigt kann übrigens auch in beleuchtungsintensiven
Bereichen ein höherer Wärmebedarf auftreten, wenn die konventionelle
Beleuchtungstechnik gegen LEDs ausgetauscht wird. LEDs strahlen immerhin
deutlich weniger Wärme ab. Am Ende der Beratung steht jedenfalls immer
eine Handlungsempfehlung. Sie berücksichtigt die geschätzten
Umsetzungskosten und Einsparpotentiale – sowohl insgesamt als auch je
nach Gewerk beziehungsweise Anlage.
Frage: Fungiert die Feststellung des Ist-Zustandes nicht auch als Basis
zur späteren Erstellung eines bedarfsorientierten Energieausweises?
Marc-André Eickholz: Das stimmt, auch wenn ein solcher Energieausweis
nur geringe Aussagekraft über den energetischen Zustand eines Gebäudes
geben kann, weil beispielsweise der Primärenergiebedarf beim Bezug von
Fernwärme gegen Null tendieren kann, auch wenn die Fassade des Gebäudes
eventuell sanierungsbedürftig ist. Zumindest steht fest, dass der Nutzer
in diesem Fall so oder so für die Fernwärme zahlen muss. Daher ist die
Aussage eines Energieausweises – zumindest aus Nutzersicht –
diesbezüglich mit Vorsicht zu genießen.
Frage: Mit einer energetischen Sanierung allein ist es oftmals nicht
getan. Vermutlich ist nicht jedem Gebäudeeigentümer bewusst, dass schon
verunreinigte Luftkanäle Mehrkosten bei der Energie verursachen können.
Liegen viele der vermeidbaren Kostentreiber nicht meist im Verborgenen,
wo – ohne technische Hilfsmittel – kein Herankommen ist?
Marc-André Eickholz: Der Grundsatz "Aus den Augen, aus dem Sinn" ist
hierzulande leider sehr weit verbreitet. Luftkanäle und Luftfilter von
raumlufttechnischen Anlagen sind hierfür ein Paradebeispiel. Dabei
können gerade Ablagerungen zu bedeutenden energetischen Verlusten
führen. Zugesetzte Filter führen zu höheren Luftwiderständen.
Entsprechend erhöht sich die notwendige Ventilatorenleistung, um eine
bestimmte Luftmenge zu fördern. Vielen ist nicht bewusst, dass hier die
Arbeitsstättenverordnung schon allein wegen der Hygiene regelmäßige
Kontrollen vorgibt, welche solche Verschmutzungen ans Licht bringen
würden. Neben der Energie ist die Hygiene in RLT-Systemen ein
ausgesprochen wichtiger Aspekt, wobei Studien belegen, dass hygienisch
reine Anlagen, neben den Energieaufwendungen, die Krankenquote in einem
Gebäude deutlich senken können. Nicht zu vernachlässigen sind zudem
überhöhte Lastspitzen im Strombezug. Auch diese fallen meist gar nicht
auf. Werden diese nicht gezielt aufgespürt, können schnell deutlich
höhere Stromkosten zu Buche schlagen. Im Zweifel hat der
Gebäudeeigentümer beziehungsweise der Nutzer die Kosten einer einzigen
Lastspitze durch überhöhte Abschlagszahlungen 12 Monate lang teuer zu
zahlen. Außerdem fallen Havarien an Wasserleitungen meist gar nicht auf,
wenn die Leitungen nicht regelmäßig überprüft werden. Weitere
Kostentreiber sind Untertischgeräte, die Dauer-Beleuchtung in
Fahrstühlen sowie zugesetzte Kälteregister. Die Liste ist lang.
Frage: Um langfristig Kosten zu sparen, produzieren immer mehr
Immobilienbesitzer ihren Strom einfach selbst. Solarpanels machen es
möglich. Auf dem Dach installiert, wandeln sie Sonnenstrahlen in
kostbare Energie um. Was gilt es bei der Reinigung von Solaranlagen zu
beachten?
Marc-André Eickholz: Die Installationen einer Solaranlage sind 365 Tage
im Jahr den Witterungen ausgesetzt und verdrecken recht schnell. Die
Folge: Der Wirkungsgrad der Solarzellen nimmt ab. Das bedeutet: Der
Schmutz muss runter. Viele Studien belegen, dass schon die herkömmliche,
jährliche Verschmutzung die Leistung der Solarpanels um bis zu 30
Prozent mindern kann. Abhängig von der Lage der Anlage versteht sich.
Wir reinigen Solarmodule grundsätzlich mit "weichem" Wasser, um zum
einen die Oberflächen zu schonen und die Garantieansprüche unseres
Kunden gegenüber dem Hersteller zu wahren. Zum anderen sorgen wir so für
ein kalk- und streifenfreies Trocknen und erschweren die damit direkt
verbundene Wiederanschmutzung. Zudem besteht dann keine Gefahr, dass
Rückstände von Tensiden, bei der nicht zu unterschätzenden
Hitzeentwicklung direkter Sonneneinstrahlung, einbrennen. Da die
Oberflächen der Panels aus Glas bestehen und somit meist sehr
kratzempfindlich sind, werden diese vor der schonenden Bürstenreinigung
(Mikrofaser) sozusagen eingeweicht. Nur bei hartnäckigen Verschmutzungen
kommt unter größter Vorsicht eine Rotationsbürste und gegebenenfalls
Reinigungschemie zum Einsatz. Bei älteren Anlagen ist übrigens mit einem
Nachlassen der Materialqualität der Dichtungen zu rechnen, da diese
unvermindert UV-Strahlung ausgesetzt sind. Dieser Umstand kann sich auf
die zu verwendende Wassermenge und Einweichzeit auswirken. Solarpanels
sollten daher nur von geschultem Personal gereinigt werden.
Frage: Eine Vielzahl von Anbietern, die Dienstleistungen rund um das
Facility Management offerieren, tummelt sich auf dem deutschen Markt.
Desto größer auch die Wahrscheinlichkeit, an die Falschen zu geraten.
Worauf sollten Hauseigentümer bei der Wahl des Dienstleisters achten, um
bei der Energiewende auf der sicheren Seite zu sein? Gibt es bestimmte
Zertifizierungen, an denen Qualität und Expertise erkannt werden können?
Marc-André Eickholz: Eine Unterscheidung von kompetenten und
nichtkompetenten Unternehmen ist für Hauseigentümer zumindest vorab
schwierig. Sie sollten darauf achten, dass die beratenden Mitarbeiter
des Dienstleisters speziell geschult worden sind – insbesondere
Lehrgänge nach VDI oder zur aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV)
durchlaufen haben. Einen Schulungsnachweis liefern spezielle
Zertifikate. Das Ausschlaggebende im Bereich Energie ist aber sicherlich
eine gesunde Kombination aus Erfahrung und Knowhow über innovative oder
effektive, bewährte Techniken.